In diesem Post wird es um passende BHs und Zubehör nach einer Brustkrebs-OP gehen. Da ich ausführlich auf alles eingehen möchte, gibt es den Post in zwei Teilen. Heute geht es um passende Prothesen und Einlagen, im zweiten Teil zeige ich euch dann, wo ihr nach passenden (und auch hübschen) BHs suchen könnt oder einen passenden BH so ändern könnt, dass er mit Prothese tragbar ist.
Wenn man gerade eine brusterhaltende Operation oder eine Mastektomie hinter sich hat, kreisen die Gedanken sicherlich erstmal um ganz andere Dinge als das Design der Unterwäsche. Betroffene kämpfen mit den Nebenwirkungen der starken Medikamente, die Operationsnarben müssen erst einmal verheilen und es bleibt wohl zumindest in der ersten Zeit das Bangen darum, ob die Operation erfolgreich und dauerhaft zur Heilung beigetragen hat. Direkt nach der OP bekommt man häufig einen speziellen Kompressions- oder sog. Erstversorgungs-BH, hierfür bieten viele Sanitätshäuser einen Krankenhausservice an. Ganz klar: Erstmal steht im Vordergrund, dass sich die Patientin gut unterstützt fühlt und die Wunden gut verheilen.
Doch sobald eine gewisse Form von Alltag und Normalität wieder eintritt, wünscht man sich einen BH, der nicht nur gut stützt, sondern auch nicht allzu medizinisch aussieht. Bei vielen Frauen kommt hinzu, dass sie nach der OP eine mehr oder minder ausgeprägte Asymmetrie haben, die für sie erst einmal gewöhnungsbedürftig ist. Bei manchen fällt das vielleicht gar nicht so auf, beispielsweise wenn die vormals größere Brust nun die kleinere ist und/oder nur wenig Gewebe entnommen wurde. Dennoch ist es für die betroffene Frau sichtbar und spürbar, sei es nun unter der Dusche, beim Anziehen, oder wenn man sich im Vorbeigehen in einer Schaufensterscheibe spiegelt. Auch wenn objektiv nichts zu merken ist, so bleibt doch das Gefühl, dass da etwas anders ist. Solche Gefühle sind völlig normal und nachvollziehbar, auch wenn die OP schon länger zurückliegt.
Mich hat einmal eine Kundin gefragt, ob ich als Brafitterin eine Prothese oder Einlage empfehlen würde und für wie notwendig ich das in ihrem Fall halte. Ihr Wunsch war, das ich mit einem objektiven genauen Blick hinschaue und ihr damit die Entscheidung abnehme, ihr auch sage, ob ich es für angebracht halte, dass sie die Asymmetrie ausgleicht. Als sie mir im T-Shirt gegenüberstand, konnte ich nur eine kleine Asymmetrie feststellen, die vermutlich den meisten Menschen nicht auffallen wird. Umso mehr habe ich gemerkt, dass es sie beschäftigt und sie selbst sich mit der Veränderung nicht so richtig anfreunden konnte. Vielleicht war es gut, dass sie von mir die Rückmeldung bekam, dass es nicht auffällig ist. Am wichtigsten war für mich jedoch, dass sie weiß, dass es völlig normal ist, in dieser Beziehung unsicher zu sein und sich manchmal seltsam zu fühlen. Auch wenn man immer wieder die Rückmeldung bekommt, alles sei in Ordnung und objektiv sei da nichts zu sehen, wird es Tage geben, an denen es einem sichtbarer erscheint und an denen man einfach etwas Unterstützung möchte. Das ist vollkommen in Ordnung und ich denke, es ist auch ein natürlicher Prozess, um sich mit sich selbst und seinem Körper wieder neu anzufreunden. Es gibt manchmal keine klare Entscheidung für oder gegen eine Prothese oder Einlage, sondern man kann jeden Tag neu entscheiden, wie man das möchte und wie man selbst es schön findet.
Einigen Frauen geht es ähnlich wie meiner Kundin. Bei einem leichten Größenunterschied können die im Sanitätshaus erhältlichen Prothesen zu groß sein. Sie können kleine Differenzen an den Seiten nicht so gut ausgleichen, es würde eine ungewöhnliche Brustform entstehen, weil die Prothesen doch eher fest sind. Man kann stattdessen dünnere Einlagen aus Stoff oder Silkon tragen, die im Laden verkauft werden, um entweder einen leichten Push-Up-Effekt zu erreichen oder einen natürlichen Größenunterschied zu verbergen. Hier möchte ich besonders die Stoffeinlagen der polnischen Herstellerin Ewa Michalak empfehlen. Viele Frauen kommen damit sehr gut zurecht, ein großer Vorteil ist, dass sie in so gut wie allen Körbchengrößen erhältlich sind. Auf Brustwiederherstellung.de habe ich einen weiteren interessanten Tipp gefunden: bestimmte Schulterpolster eignen ich aufgrund ihrer Form und Weichheit sehr gut als Mini-Einlage. Nebenbei: die Seite ist wirklich einen Klick wert, nicht nur für Frauen, die eine Wiederherstellung in Erwägung ziehen. Mir hat daran besonders gefallen, dass fundiertes Wissen auf Erfahrung trifft: auf eine natürliche und menschliche Art und Weise beschreibt die Webseitenbetreiberin ihre persönliche Geschichte, ohne dabei eine gewisse Pragmatik aus den Augen zu verlieren.
Wer größere Teile des Brustgewebes verloren hat, kann sich im Sanitätshaus eine der bereits oben erwähnten Silikonprothesen anpassen lassen. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, z.B. mit Massageeffekt, in besonders weicher und hautfreundlicher Ausführung für die Erstversorgung oder sogar spezielle chlorbeständige Prothesen für Bademode. Anita oder Amoena sind hier die bekanntesten Hersteller, auf ihren Websites kann man auch direkt nach Sanitätshäusern mit geschulten Verkäuferinnen suchen.
Morgen geht es weiter mit dem zweiten Teil zum Thema Mastektomie-BHs…