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Girlboss

Als ich gestartet bin, war der Hashtag #girlboss en vogue. Auch ich habe ihn benutzt. Aber passt das eigentlich? Anlässlich des 8. März mache ich mir Gedanken.

Was ist ein Girlboss? Eine Powerfrau, die durchstartet. Ihr eigener Chef ist. Die sich nichts sagen lässt und mit einer ordentlichen Portion Pink ihr Business auf ihre eigene Art und Weise aufzieht. Für mich war das lange Zeit ein kraftvoller Begriff, der mich dazu angesport hat, immer 120% zu geben. Zu beweisen, dass ich auch Boss kann, obwohl ich ein Mädchen bin.

Anne-Luise guckt mit neutralem Gesichtsausdruck nach links zur Seite. Sie trägt eine Brille und ein gemustertes Hemd. Rechts ist ihr Hinterkopf mit angedeutetem Iro im Spiegel zu sehen.

Moment – Mädchen? Die Zeit ist doch lange vorbei. Denn ich bin kein Kind mehr. Ich bin eine erwachsene fast 40jährige Frau. Rückblickend finde ich es befremdlich, dass ich als weibliche Person noch einen Zusatz brauche. Ich bin kein Chef, ich bin ein Mädchenchef. Klingt nicht sehr dynamisch. Meine Assoziation mit “Mädchen” ist klein. Die weiß noch nicht so richtig, wohin sie will. Die ist nicht geschäftsfähig. Nicht berechtigt und nicht in der Lage, weitreichende Entscheidungen zu treffen und die finanziellen Konsequenzen daraus zu tragen.

Tatsächlich wurde ich oft gefragt, was denn mein Mann arbeitet. Wenn eine Frau selbstständig ist, dann muss da ein zahlungskräftiger Ehemann dahinter stecken, so die Vorstellung. Ehegattenfinanziertes Business ist hier der Fachbegriff. Denn Frauen, die arbeiten eher Teilzeit. Wie sollen sie auch sonst die ganze Hausarbeit schaffen? Und dem Mann den Rücken freihalten?

Dahinter steckt auch, dass Frauen nicht mit Geld umgehen können. Eigentlich schon so alt, das sollte doch nicht mehr kommen? Doch. Doch. Das Vorurteil ist mir tatsächlich öfter begegnet. Sowohl von beruflichen Kontakten aus der Branche als auch von Bekannten. Man müsse da ja schon rechnen können. Fällt Frauen im allgemeinen ja schwerer, die wollen nämlich alles haben, wenn sie es sehen. Bei Klamotten schaltet das weibliche Gehirn ab. Ob die Bestellung wirklich sein muss? “Im Januar, da gehen ja immer so viele Rechnungen ab. Frau Lübbe, da müssen Sie auch mal dran denken, nicht nur bestellen, weil’s schön ist” , erklärte mir freundlicherweise ein (cis-männlicher) Vertreter. Schönen Dank für den Tipp, dann kauf ich lieber nichts bei dir. Achtung: Tschüß!

Es geht nicht nur um Geld, es geht auch um Respekt. Den musst du dir hart erarbeiten. “Girlboss” heißt nämlich nicht nur, dass du einen pinken Laptop und pinke Aktenordner hast, sondern auch, dass du dich bitte richtig kaputt arbeitest. Wichtig ist, auf jeden Fall immer zu lächeln, wenn du Überstunden und 7-Tage-Wochen geleistet hast. Denn du lebst deinen Traum! Dafür musst du eben etwas mehr kämpfen, um auch akzeptiert zu werden. Denn echte Powerfrauen, die schaffen es, mit einem sanften geschminkten Augenaufschlag immer da zu sein und abzuliefern. Bäm. Bäm. Bäm. Und irgendwann nachts im Bett kommen sie ins Nachdenken und fragen sich, warum es keine Boybosse und Powermänner gibt.

Ich finde, das könnte sich jetzt mal ändern. Dass wir einfach den Menschen sehen, mit seinen Träumen, Wünschen und Kapazitäten. Nicht mit dem zugeteilten Geschlecht und den zugehörigen stereotypen Eigenschaften. Und ich hab Hoffnung, dass die Gründer*innen nach mir das besser hinbekommen. Bewusster sind sie auf jeden Fall. Und hoffentlich nicht so im Start-Up-Adrenalinrausch wie ich damals. Es kann gut sein, aber du hältst es eben nicht ewig durch. Ich bin sehr froh, dass über mentale Gesundheit, vernünftige Bezahlung und Sexismus geredet wird. Und dass man halt auch mal frei braucht und nicht immer gegelt und gestriegelt aussehen kann. Damit “dein Hobby zum Beruf” mal ad acta gelegt wird, die Ellenbogen eingefahren werden und Businesslooks mit Leopardenleggings Normalität werden. Wir alten Gründer*innen müssen das vormachen. Und darüber sprechen, welche alte Sche*ße wir nicht mehr hören wollen. Auf geht’s.

Autor:

Ich bin Anne-Luise, Bra-Fitterin aus Leidenschaft. Was 2010 als Hobby bei busenfreundinnen.net angefangen hat, wurde Ende 2012 zu meinem Beruf. Mit meinem Unternehmen BH LOUNGE biete ich persönliche BH-Größenberatung in Hannover. Leider kursieren in Deutschland viele Mythen rund um den BH und das Angebot an passenden Schnitten und Größen ist eher übersichtlich. Das möchte ich gerne ändern.

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