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10 Jahre. Gründen aus Hartz IV.

Dezember 2022. Es schneit und ich denke an den Dezember vor 10 Jahren zurück. Ich war kurz davor, mich in ein Abenteuer zu stürzen. Es beginnt in einem kleinen Raum, der im Charme verrauchter Amtsstuben der 1960er Jahre eingerichtet ist. Mit mir warten noch ein paar andere (männlich gelesene) Menschen, die offenbar dasselbe Ziel haben: Ein Gewerbe anmelden. Im Gewerbeamt, Vordere Schöneworth 14, Nordstadt, Hannover. Leider habe ich diese Zeitkapsel der amtlichen Innenarchitektur nicht fotografisch festgehalten – Insta und so war damals noch kein Thema. Wie kam ich nochmal hierher? Während ich warte, frage ich mich das, und ob es das Richtige ist, was ich hier tue. Ob die Person, die mich gleich reinrufen wird, meinen Antrag komisch findet? Brafitterin? Was ist das denn? Wusste ich bis vor 2 Jahren auch nicht. Da war ich noch mitten im Studium, ging gerne Schwimmen und hoffte, dass mein Bikini ewig halten möge, denn einen neuen zu finden war unmöglich. Vielleicht kennt ihr die Story schon, daher hier die Kurzfassung: Bikini ging kaputt, ich ging in lokale Shops. Mit ihrer Figur… sorry, not sorry. Ich gab auf, mein Freund nicht. Er bestellte heimlich in UK. Und entdeckte die Busenfreundinnen, ein Forum über passende BHs. Da lernte ich, dass ich die falsche Größe trug, fand passende Bikinis und neue BHs. Neue Freundinnen. Und ein neues Hobby.

Busenfreundinnen

In jeder freien Minute las ich im Forum. Traf mich mit Menschen im selben Größenbereich zur Anprobe neuer Modelle. Alle bestellten vorher in England einen Schwung BHs, brachten auch die eigene BHs mit und dann hatten wir einen Berg an BH-Schnitten zum Anprobieren und testen. So fanden wir heraus, welche Modelle wie geschnitten sind und konnten die Neulinge im BH-Forum besser beraten. Es gab einen geschützten Bereich, wo man Bilder hochladen konnte. Und Online-BH-Enzyklopädien, wo BHs genaustens vermessen wurden, von BH-Nerds weltweit. Für mein Logikerinnen-Gehirn eine wahre Freude.

Da ich so gut wie nur noch über BHs erzählte, kam ich mit allen Frauen in meinem Umfeld auf das Thema. Alle berichteten dass sie BH-Kaufen total nervig fänden. Bisher dachte ich, ich wäre die einzige mit “Problembrust” und dann ging es allen so? Worauf wir vor allem keinen Bock mehr hatten: Abwertende, nervige Kommentare in der Umkleide. Die kannten alle. Von kleinen bis großen Brüsten. Irgendwie musste das doch anders gehen. Im Forum träumten alle von einem Nebenjob im BH-Laden. Selber einen zu eröffnen, das wärs, klar. Aber das schien unerreichbar zu sein. Und außerdem wollte man ja woanders hin, beruflich. Ich hatte mich für den Diplomstudiengang Mathematik mit Philosophie im Nebenfach entschieden und wollte irgendwann nach dem Abschluss in Richtung Wissenschaftsphilosophie gehen. Wenn das nicht klappte, dann was mit Personalberatung. Es klappte nicht.

Neustart

2011. Das Jahr, in dem das passierte, was im Mathestudium eigentlich nicht passiert: Ich fiel endgültig durch die Abschlussprüfung. Das Schwerste, so sagt man, sind im Mathematikstudium die ersten Wochen und das Vordiplom. Wer sich da nicht hat abschrecken lassen, schafft auch den Rest. Für mich war die größte Hürde, meine Diplomprüfungen zu machen, während ich wegen PTBS und Depressionen in Therapie war. Diese Hürde habe ich nicht genommen. Mental Health Awareness und so war damals noch nicht. Sonst hätte ich vielleicht auch gemerkt, dass das nicht die beste Idee war.

Bild aus der Zeit nach meinem verkackten Studium.

So ging ich im Frühling 2011 zum ersten Mal zum JobCenter. Ich war echt traurig, dass so ein großer Lebensabschnitt, so ein guter, für mich nun zu Ende war. Ich war sehr müde von allem. Aber Fördern und Fordern – es sollte direkt weitergehen. Ich hoffte auf Beratung, denn ich hatte nur vage Ideen, wie es weitergehen könnte. Ehe ich davon erzähle, möchte ich annehmen, dass nicht alle Menschen, die im Lebensraum JobCenter arbeiten, so sind wie die meisten, auf die ich getroffen bin. Und selbst ich hatte auch einen hilfsbereiten Berater hier – allerdings wechselte der nach einem Termin.

Noch hatte ich die Hoffnung “Wenn ich von Anfang an mitarbeite, wirds schon. Ich kann ja nicht nichts.” In den Mensazeitungen waren immer wieder Studienabbrecher*innen-Bios zu lesen, die waren total gefragt und verdienten dann halt etwas weniger. Das wäre für mich voll ok gewesen. Die Sachbearbeiterin erfasste mich als “Großrechnertechnikerin” in ihrem Vermittlungssystem. Passend? Geht so. Aber zur beruflichen Orientierung gibt es ja sowieso erstmal eine Maßnahme. Bewerbungstraining. Nach dem Grund meines Studienabbruchs gefragt, antwortete ich ehrlich und bekam “aufgrund psychischer Probleme” eine “Fallmanagerin”. Das glamouröse Leben als gefragte Studienabbrecherin – wohl doch nur ein Gerücht.
In der ganzen Zeit hat mich mein liebstes Hobby immer wieder aufgeheitert. Ich konnte Menschen helfen. Zwar nur virtuell, die meisten hatte ich bis dahin nie gesehen, aber immerhin. Dass die BHs an jeder Person etwas anders aussahen, aber für jede etwas Schönes dabei war, das mochte ich sehr. Während ich Bewerbungen für Ausbildungsstellen schrieb – mit 28 zu alt – und mich erstmal um einen Brot-und-Butter-Job bewarb – Mathe? zu theoretisch, die kann nicht anpacken! Und wieso hat sie nochmal keinen Abschluss? – kam immer mal wieder der Wunsch in mir auf, mein Hobby zum Beruf zu machen.

Die Aussicht im Bewerbungstraining – neblig bis trüb. So richtig was lernen für die Bewerbungspraxis können wir irgendwie nicht. Die Dozent*innen scheinen die Maßnahme ebenso zu sehen wie wir – als eine lästige Pflicht, die nichts bringt. Anders kann ich mir nicht erklären, warum unter anderem “Ostfriesenabitur” und ein Gang um den Maschsee auf dem Programm stehen. Immerhin funkt Menschlichkeit auf. Einer Teilnehmerin, die wenige Monate vor dem Renteneintritt steht, wird Wohlwollen entgegengebracht. Auch unsere Zuständigen sehen, dass es sich hier lediglich um Statistikschönung handelt. Am Ende der Maßnahme spreche ich an, dass ich zumindest mal was wissen möchte über die Ich-AG, die Selbstständigkeit. Ob es da Chancen für mich gibt. Ist das realistisch? Ob man das irgendwie fördern lassen kann, denn Startkapital hab ich keins. Der Leiter nimmt mich bei Seite und sagt: “Frau Lübbe, mal ehrlich: Wenn du das unbedingt machen willst, dann machste das. Egal, was der Bescheid sagt. Du wirst das schon gut schaffen!”
Wie dankbar ich ihm dafür bin, weiß ich erst jetzt. Wann immer es mal schwierig wurde in den letzten 10 Jahren, musste ich daran denken.

Schulden

Nach der Maßnahme wurde ein Bericht an meine Fallmanagerin gesendet und ich erhielt eine Einladung, um meine berufliche Situation zu besprechen. Das ist so üblich. Man schaut, wohin die Reise geht. OK, dachte ich, eine Chance, das mit der Selbstständigkeit nochmal genauer zu erfragen. Gibt es da ein Infoblatt? Meine Fallmanagerin sagte, dass bei der Maßnahme herausgekommen sei, dass ich was mit Menschen machen möchte. Beratung. Sie würde mir ein paar Ausbildungsangebote schicken. Unternehmensgründung, nee, dazu gäbe es jetzt direkt nichts, die Zeit der Ich-AGs sei vorbei und man würde es besser finden, wenn die Arbeitsuchenden nicht in die Selbstständigkeit gingen.
Lieber sollten wir mal auf meine finanzielle Situation nach dem Studium schauen. Da ich nicht BAföG-berechtigt war und es neben dem Studium unmöglich war, noch einen Job zu machen, der Studiengebühren und Lebensunterhalt finanzierte, hatte ich seit vielen Jahren einen Studienkredit der KfW-Bank. So wie viele meiner Kommiliton*innen. Schulden nach dem Studium – normal. Meine Fallmanagerin bot mir an, damit zu einer Schuldner*innenberatung zu gehen, um das Thema anzugehen. So könne es nicht bleiben. Es wurde eine Beratungsstelle ausgewählt und in der Eingliederungsvereinbarung vom JobCenter festgehalten, wann ich dort hingehe. Klingt erstmal nach nem coolen Angebot, es war aber eine Pflicht, an deren Einhaltung die Auszahlung meines ALGII gekoppelt war. Im Nachhinein war die Beratung nicht so cool.

Man empfahl mir dort, in die Privatinsolvenz zu gehen. Mit der KfW hatte ich zwar nur eine einzige Gläubigerin, keine Kartons mit ungeöffneten Rechnungen, aber who cares?

“Ich mein, Frau Lübbe, wenn Sie mit so einem Berg Schulden Verträge machen wollen, da macht es sich viel besser, wenn Sie in der Privatinsolvenz sind. Dann sieht man, dass Sie sich kümmern. Und wenn Sie jetzt eh noch keine abgeschlossene Ausbildung haben, werden Sie in den nächsten Jahren sowieso nichts verdienen, das merken Sie gar nicht, so schnell ist das vorbei. In Ihrem Alter dauert das ja auch, bis man einen Ausbildungsplatz gefunden hat.” meinte die Schuldnerberaterin. Dass das alles Bull$hit war, könnt ihr euch denken. Ich wusste es damals nicht. Und hatte auch die leise Hoffnung, wenn ich hier schön mitmache, habe ich beim JobCenter die Chance auf zumindest eine Beratung zum Thema Selbstständigkeit. Ich unterschrieb. Von da an wurde es mit Verträgen … sagen wir mal interessant. Was mir zum ersten Mal klar wurde, als meine Bank mir sagte, man könne mein privates Girokonto nicht so weiterführen und mich zum Termin einbestellte. Die Bankberaterin schlug die Hände überm Kopf zusammen und flüsterte mir zu “Sie hatten eine lupenreine Schufa, warum haben Sie das gemacht? Die KfW ist ein fairer Gläubiger, Sie hätten die Schulden einfach stunden lassen können.” So wie viele andere ehemalige Studies auch btw…. Nun ja. Dass mir die Insolvenz in den nächsten 7 Jahren einige extra Aufgaben stellen würde, wusste ich da noch nicht. Ich war erstmal froh, es hinter mir zu haben, dass wenigstens irgendwas geregelt war. Denn meine Jobsituation war ja immernoch total unklar. Wir verbringen so viel Lebenszeit auf der Arbeit. Deshalb wollte ich etwas machen, wo ich gern hingehe. Den anstrengenden Part des Lebens hatte ich schon durch meine Mental Health Vorgeschichte abgedeckt, daher wünschte ich mir für die Arbeit einen Ort, der wenigstens ok war. Bezahlung und Karrierechancen egal. Ich kannte viele Frauen, die nebenberuflich selbstständig waren. Die hatten einen Mann oder einen Nebenjob. Ich entschied, dass es für mich ok wäre, mir erstmal eine Teilzeit-Stelle zu suchen, um nebenbei dann BH-Beratungen zu machen. Das ginge ja auch ohne großen Wareneinsatz. Wenn Menschen für Farb- und Stilberatungen Geld ausgaben, dann doch sicher auch für eine Person, die ihnen erklärt, worauf sie beim BH-Kauf achten müssen. Die Miete würde ich mir auch sparen, weil ich als Service direkt zu den Leuten nach Hause fahren oder sie beim Einkauf begleiten könnte. Zuhause beraten, so wie das manche Brafitterinnen machen, kam nicht in Frage, als Mitbewohnerin einer 5er WG. Da Hannover so einen guten ÖPNV hat und ich schon immer gut zu Fuß war, ginge das sicher auch ohne Auto. Werbung könnte ich in lokalen Frauennetzwerken machen. Und auf Twitter und Facebook. Das nutzte ich zwar damals privat noch nicht, hatte aber auf diversen Start-Up Treffs gehört, dass soziale Medien den klassischen, doch etwas steifen Print ablösen würden. Klang gut für mich, denn Kostüm und Pumps, das war ich nicht. Könnte gehen. Was erst noch unmöglich klang, formte sich immer mehr zu einem Konzept. Und ich dachte mir, wenn es offenbar keine offiziellen Infos zum Gründen gibt, muss ich mir halt selber Gedanken machen. Mich informieren. Alles mal durchrechnen. Wie eine Hausarbeit. Businessplan nannte man das. Gucken, ob alles aufgeht. Ich setzte mich mal ran. Logisch aufgebaute Texte schreiben, Recherchieren, Belegen und Strukturieren, das waren schließlich genau die Skills, die ich im Studium gelernt hatte. Danke, Universität Hannover.

Hier trage ich einen Klassiker aus der Busenfreundinnen-BH Sammlung, den Triumph Doreen Longliner

Ohne Unterstützung hätte ich mich jedoch nie getraut, diese Gedanken auszuformulieren. Der Möglichkeit Platz zu machen. Sowohl aus dem BH-Forum als auch aus meinem familiären Umfeld, meiner WG, meiner Partnerschaft kamen Support und Anerkennung für mein Wissen über BHs, meinen Umgang mit Menschen. Der Wunsch, es auch wirklich zu machen, wurde größer.

Hartz IV und der Tag gehört dir

Das Jahr 2012 rückte heran und ich hatte immer noch keinen Job. Bekam immer noch Geld vom JobCenter und jede Menge Absagen. Zu alt, zu theoretisch, zu leise, zu komisch war ich offenbar. Grund genug für meine Fallmanagerin, mit der nächsten Maßnahme Abhilfe zu schaffen: 4 Monate “Berufspraktische Weiterbildung”. Eine sogenannte Qualifizierung. IRL jedoch ein weiteres “Bewerbungstraining” mit gelegentlichen Werbeveranstaltungen für Zeitarbeit. Dort sollte ein bisschen Druck gemacht werden. Dass man auch was schafft, nicht immer nur hartzen, auch mal arbeiten. Es wurden Bewerbungsanrufe geübt, das war ok. Das sogenannte Assessmentcentertraining jedoch nicht. Wir sollten uns selber malen, um vom Dozenten dann herabgewürdigt zu werden, wie wir uns dargestellt hatten. Der Talk über die Selbstpräsentation hätte einen hilfreichen Weg einschlagen können, endete aber in einer Tirade des Dozenten, dass ich es als Frau leichter hätte. Frauen hätten es nämlich generell leichter. Auch schon, weil sie einfacher kostenlosen Sex bekommen könnten. Das sei ungerecht. Puh. Aber ok, hier arbeiteten anscheinend seltsame Menschen. Wir Teilnehmenden wollten uns davon nicht schrecken lassen. Denn wir alle wollten etwas, nämlich neue Jobs, auf die wir Bock hatten. Alle hatten davon realistische Vorstellungen. Davon wollten wir uns nicht abbringen lassen. Wollte jemand diensteifrig die Bewerbung direkt bei den Arbeitgebenden vorbeibringen, war das allerdings nicht erlaubt. Wir sollten recherchieren, oft kam der Dozent jedoch zu spät oder die Computer liefen nicht und dann drehten wir Däumchen. Es kam jemand von einer Zeitarbeitsfirma. Der erzählte uns, wie gut Zeitarbeit sei. Ich hatte Fragen. Am nächsten Morgen hatte ich einen Termin im Büro. Ich solle nicht die Leute aufwiegeln. Gleichzeitig wurde meinen Kolleg*innen gesagt, sie sollten nicht auf die Frau Lübbe hören, die hetze gerne auf. Am Ende wurde abgerechnet, wer denn nun Erfolg gehabt hatte. Stellte sich der nicht ein, wurde mit Praktikum im Baumarkt gedroht, da müsse man dann auf jeden Fall hin, wenn man sich hier nicht anstrenge. Nach einer gewissen Zeit wurden alle zum Einzelgespräch gebeten, um Gruselszenarien aufgezeigt zu bekommen. Hier sei das alles ja noch kuschelig. In der nächsten Maßnahme werde es ganz anders. Besagter Baumarkt ist übrigens inzwischen zu. Wo ich jetzt drüber nach denke, wär das vielleicht sogar ganz nett dort geworden. Aber ich wollte ja was anderes. Einen einfachen Nebenjob, der mir die finanziellen Möglichkeiten geben konnte, das zu tun, was ich am liebsten machte.

Hoffnung

Nebenbei hatte ich recherchiert, was es für Kurse für Gründer*innen gab. Ich suchte das Gespräch mit meiner Fallmanagerin beim JobCenter, denn so richtig weiter brachte mich diese Weiterbildung nicht. Berufspraxis? Fehlanzeige. Das sexistische Verhalten des Dozenten wollte ich obendrein nicht hinnehmen. Meine Fallmanagerin beruhigte mich. Sie ermutigte mich, dem Maßnahmenträger noch eine Chance zu geben. Und wenn ich das mit den BHs wirklich machen wollte, könne ich ja Praxiserfahrung im Einzelhandel sammeln und Praktikum im Sanitätshaus machen. Und beim nächsten Mal meinen Businessplan vorlegen. Dass ich schon Erfahrung im meinem Studijob im Klamottenladen gemacht hatte, geschenkt. Egal was, das schien ein Hoffnungsschimmer, dass sich endlich was bewegte. Praktikum im Sanitätshaus? Auch das, wenns sein muss. Am meinem Businessplan hatte ich ja sowieso schon geschrieben. Ich machte einen Abendkurs zum Thema Steuern und Recht für Start-Ups. Den Buchhaltungskurs, der in der “Recherchezeit” der Maßnahme gelegen hätte, durfte ich nicht machen. Hab ich aber trotzdem. Davon hatte ich nämlich noch gar keine Ahnung und es schien mir für den Businessplan essentiell, zumindest ein bisschen Ahnung von Buchhaltung zu haben. Denn eine Steuerberaterin, so wie sie die anderen Gründer*innen aus meiner inzwischen wachsenden Bubble schon längst hatten, konnte ich mir nicht leisten.

Das Praktikum im Sanitätshaus lief so lala. Ich saß im Keller und sortierte Inkontinenzeinlagen. Soviel zu Thema Praxis im Einzelhandel. Vom Maßnahmenträger hatte ich die Order, mich nicht als Gründungsinteressierte zu erkennen zu geben – sonst würde der Betrieb das mit dem Praktikum vielleicht nicht machen. Auch wenn es mir im Betrieb nicht gut gefallen hat, fand ich das fies. Denn die hatten die Hoffnung, dass ich da Ausbildung machen würde. Gleichzeitig fanden die Kolleg*innen mich äußerst komisch, was ich im Nachhinein auch verstehe. Wenn du etwas verheimlichen sollst, wirkst du einfach komisch. Während der Praktikumszeit wechselte ich den Arbeitsplatz und machte schließlich vorbereitende Buchführung in einer kleinen Werbeagentur. So konnte ich schon einiges über Belegablage lernen und die hatten auch etwas davon, weil ihnen Arbeit abgenommen wurde. Bezahlt durfte das Praktikum nicht werden. Das sah die Maßnahme so nicht vor. Warum, habe ich vergessen.

So machte ich mich also eines schönen Tages mal wieder auf den Weg zum JobCenter. Sehr aufgeregt. 20 Seiten Konzept in der Tasche. Plus 50 Seiten Markt- und Standortanalyse. Von vielen lieben Menschen Korrektur gelesen. Und nun bereit, gezeigt zu werden. Inzwischen hatte ich herausgefunden, dass es so etwas wie Existenzgründungsförderung beim JobCenter gab, aber um den Antrag stellen zu dürfen, musste man eine neue Maßnahme mitmachen, die dann darüber entschied, ob man das Antragsformular bekam. Die Entscheidung über die Bewilligung lag dann wieder bei der Sachbearbeitung bzw. im Fallmanagement. Doch soweit war ich lange nicht. Vor mir lag eine Schimpftirade. Über meine Dummheit (wie könne man ernsthaft glauben, dass Menschen sich über das Internet über Produkte informieren wollten?). Mein Aussehen (nicht wie Brigitte Bardot oder Claudia Schiffer, daher hätte ich Minderwertigkeitskomplexe, für die ich selbst eine Beratung bräuchte). Meine mangelnde Kompetenz. (mein sogenanntes Fachwissen wäre ein Witz. Das erwerbe man nur im Studium, wie ich ja wohl wisse. Und das hätte ich ja nicht). Meine anmaßende Art. Ich schrieb, dass ich oft erlebt hatte, dass die Menschen durch passende BHs selbstbewusster durchs Leben gehen. Und ich das sehr schön fände, dass ich ihnen dabei behilflich sein kann. Nein, das sei die Arbeit einer Psychotherapie. Anmaßung! Meine Fallmanagerin sei schließlich selbst Psychotherapeutin und fühle sich durch meine Worte in ihrer beruflichen Ehre verletzt. Und dass ich froh sein soll, dass mein Gegenüber hier kein Mann wäre. Denn dann sehe das hier ganz anders aus, Männer seien nämlich nur daran interessiert, wie Durchsichtig die BHs wären. Zum Glück sei ich aber auch nicht ihre Tochter. Denn das, also sowas, würde sie mir nicht “durchgehen” lassen. Nach 90 Minuten Tirade war ich durch. Mir kamen die Tränen. Die Frau stand auf, ging auf mich zu und sagte: “Sie müssen jetzt hier gleich raus, die nächsten kommen. Oh, das wollte ich nicht, aber kommen Sie mal her, bleibt unter uns, ne?” Sie wollte mich in den Arm nehmen, was ich ablehnte. Ich wollte nur weg.

Amtlich werden.

Als ich darüber nachdachte, was da eigentlich gerade passiert war, wurde ich langsam wütend. So eine ohnmächtige Wut, die du empfindest, wenn du dich einem System gegenüber siehst, das eben einfach so ist, und in dem du nicht vorgesehen bist. Egal, wie gut du vorbereitet bist, wie sehr du es möchtest, du kommst gar nicht durch. Das wollte ich nicht aushalten, zumindest versuchen, ob da noch was zu machen ist. Ich trat in einen Sozialverband ein und ließ mich rechtlich beraten. Richtig offiziell machen könne man da nichts von deren Seite, aber sie gaben mir den Rat, eine Beschwerde zu schreiben und diese per Einschreiben/Rückschein an die Teamleitung zustellen zu lassen. Ich habe viel im elo-forum gelesen und erfuhr, dass die meisten von der Möglichkeit gar nichts wussten, dass du dich im ALGII-Bezug auch beschweren kannst. Und die es wussten, trauten sich nicht oder schämten sich, zu viele Geschichten kursierten, dass dir nach so einer Beschwerde erst Recht das Leben schwer gemacht wird. Mir war das damals egal, ich sah meinen Traum davon fliegen. Dann konnte ich vorher auch noch alles einreißen. Ich schrieb die Beschwerde. Schilderte die Beleidigungen. 2 Wochen später kam ein Antwortbrief. Nach einem Gespräch mit der Fallmanagerin käme man zu dem Schluss, dass das alles so nicht stattgefunden hätte. Die Beleidigungen hätte sie nicht ausgesprochen. Es bestünden allerdings erhebliche Zweifel an meiner psychischen Belastbarkeit. Immerhin räumte man ein, mir nach einem Besuch beim/ bei der Amtsärzt*in eine Chance auf ein Existenzgründungsseminar zu geben. Immerhin.

Zur amtsärztlichen Untersuchung kam es übrigens nicht, denn ich bekam eine neue Sachbearbeitung, die das alles etwas anders beurteilte. Beim nächsten Termin saß mir ein interessierter Herr gegenüber, der sagte, mein Konzept sei gut durchdacht und ich würde auf ihn den Eindruck machen, das gut umsetzen zu können, so dass er mir einfach nur viel Erfolg wünschen würde. Und mich mal bei der Existenzgründungs-Maßnahme anmelden würde. Danke!

Maßnahme, die 3.

Bei der 3. Maßnahme ging es dann richtig zur Sache. Wir hatten eine Woche Zeit, um einen vollständigen Businessplan zu erarbeiten. Inklusive Kalkulation für die ersten Jahre mit einem vorgegebenen Planungstool. Break Even Point und all diesen ganzen Kram. Selbst ich mit meinem fertigen Konzept, an dem nur noch am Zahlenteil etwas feingeschliffen und in das Tool gepresst werden musste, kam bei dieser knappen Zeit ins Schwitzen. Für Personen, die zuhause noch nichts geschrieben hatten, wäre es nicht zu schaffen gewesen, egal wie geil das Konzept gewesen wäre.
Anyway. Ich wurde durchgewunken, mein Konzept überzeugte. “1 mit Sternchen”, sagte die Frau. Und auch mein Sachbearbeiter, den ich ja leider nur ein einziges Mal treffen durfte, erteilte die Erlaubnis, dass ich den Gründungszuschuss beantragen durfte. Später bewilligte die Leistungsabteilung diesen auch. Ein Jahr lang jeden Monat 280,50€ haben, die ich fürs Unternehmen ausgeben durfte. Wahnsinn. Ich kam mir ziemlich reich vor. Einen Gründungskredit, den man auch über das JobCenter beantragen konnte, bekam ich übrigens nicht, wegen – surprise – der zuvor angeleierten Privatinsolvenz.

Links und rechts: Anne-Luise mit ihrem Köfferchen, Mitte: Anne-Luise in ihrem ersten eigenen 16qm-Raum im 2. OG der Kestnerstr. 45a

Ab diesem Zeitpunkt gab es zwar noch die ein oder andere Hürde. Aber auch Freiheit. Für alle, die gerne wissen wollten, wie das denn war mit dem Startkapital: Mein Freund hat mir 500€ geliehen. Dadurch konnte ich eine Webseite bauen, mir einen Drucker kaufen, Visitenkarten haben. Die 500€ halfen, aber das größte Startkapital waren die Menschen, die mir zur Seite standen. Die sagten: “Das ist dein Ding, du musst das einfach machen. Soll ich dir mit deiner Webseite helfen? Soll ich einen Text Korrektur lesen? Sollen wir Fotos machen? Wenn du ne Frage hast oder einfach mal heulen musst, ruf gerne an!” Ein wichtiger Teil war auch die BH-Sammlung des Forums. Die durfte ich erben. Ursprünglich mal angelegt aus BH-Spenden, Fehlkäufen und so weiter, um Schulungen durchzuführen. Dieses Erbe war mein größter Schatz. So fing alles an, mit einem kleinen Köfferchen tingelte ich durch die Lande. Kaufte ab und zu im Sale mal etwas dazu. Einen Raum gab es am Anfang noch nicht, nur mein kleines Reiseköfferchen, meinen Beratungsbogen und mich.

Zeichnung aus unserem WG-Buch aus dem Jahr 2013

Einige Monate später hatte ich durch das Beratungshonorar so viel gespart, dass ich zum ersten Mal bei einer Lieferantin bestellen konnte. Erstorder 300€, das hätte ich mir nie träumen lassen. Als die Lieferung angekündigt wurde, warteten meine Mitbewohnerinnen und ich den ganzen Tag aufgeregt auf den UPS-Mann. Der guckte etwas verdutzt, als die Tür aufging :D

In diesem ersten Jahr war alles sehr aufregend. Es lief nicht unbedingt so, wie das im Start-Up Handbuch vorgesehen ist. Dass ich anders war, merkte ich schnell auf Gründer*innentreffen. Hast du ein Büro? Könnte mir nicht mal die Kaution leisten. Auto? Kaufen auf gar keinen Fall, Mieten ging nur mit Hürden. Carsharing war in der Insolvenz nur über Umwege möglich. Finanzielle Absicherung? Wer nichts hat, kann immerhin nicht tief fallen. Geschäftskonto? Zum Glück bot meine Hausbank ein Geschäftskonto für Privatinsolvente an und nach einigem bürokratischen Gerangel mit dem Insolvenzverwalter war auch das geschafft. Das Insolvenzbüro war übrigens sehr wohlwollend mit mir, bis auf die monatlichen Einnahmen-Überschuss-Berichte, die ich einreichen musste, war da kein Drängen, doch nun endlich mal krass Gewinne einzufahren oder mir nen “richtigen” Job zu suchen. Von anderen kenne ich da durchaus andere Geschichten. An dieser Stelle vielen Dank (auch wenn sie das vermutlich nicht lesen werden).
Anders als der Insolvenzverwalter wusste das JobCenter nicht, dass man nach einem Jahr keine tragfähige Selbstständigkeit aufbauen kann, auch nicht mit 280,50€ Gründungszuschuss. Damals sagte man noch so, 3 Jahre, wenns gut läuft. Eher 5. Dann kannste davon leben. 2013/2014 ging der Druck wieder los. Ich war mitten im Aufbau meiner Firma, machte als Freelancerin nebenbei Social Media Coachings, um finanzielle über die Runden zu kommen. Manche Ausgaben wurden vom JobCenter nicht anerkannt, da sie nicht “im Bewilligungszeitraum” lagen. Rücklagen in Höhe von 1000€, die ich brauchte, um meine Umsatzsteuer zu bezahlen, was du als Kleinstunternehmen halt nur 1x im Jahr machst, wurden mir als Einkommen angerechnet. Bitte zahlen Sie uns bis zur Monatsmitte 943€. Schönen Dank. Ich rief an und fragte, was ich dem Finanzamt sagen solle. Der freundliche Mensch an der ALGII Hotline sagte mir, er fände das Problem sehr interessant, aber es gäbe dafür keine Lösung. Immerhin konnte ich die 943€ in 30€-Raten abbezahlen. Dann sollte ich wieder in Maßnahmen, mir was suchen, um “meine Hilfsbedürftigkeit zu beenden”. Dabei war ich doch voll dabei, die Umsätze wurden jedes Jahr besser, aber wer mit sehr wenig gründet, braucht eben länger. Das konnte nicht so weitergehen und ich gab alles, um irgendwie von Hartz IV loszukommen. Nach 3 Jahren meldete ich mich im November 2015 feierlich vom JobCenter ab. Auch wenn es danach echt prekär wurde, das Geld oft schon zur Monatsmitte gen 0 ging und ich häufig mit Pfandflaschen und abgezähltem Geld einkaufen war. Egal. Auch wenn ich sicherlich noch eine ganze Weile berechtigt gewesen wäre, aufzustocken – den enormen psychischen Druck und die Berge an bürokratischem Aufwand konnte ich nicht mehr aushalten. Stattdessen versuchte ich, mir immer wieder Mut zu machen und hatte so kleine “Sparschweine”. Eine Box mit Klamotten mit der ich zur Not ebay fluten konnte. Kenntnisse über Orte, wo man wann gut Containern gehen konnte. Auch das WG-Konto durfte beliehen werden, wenn es arg eng zu werden drohte.

Das alles passte wenig mit dem glamourösen und ordentlichen Leben einer aufstrebenden Selbstständigen zusammen. Ich weiß noch, dass ich damals oft Sorge hatte, das rauskommt, wie finanziell schwierig das alles für mich war. Wie ich Angst hatte, dass Leute rausfinden könnten, dass ich in einer WG wohnte und mir Gedanken machte, was ich anziehen sollte, als ich für den Junggesellinnenabschied in Isernhagen Süd gebucht worden war. “Nimm ne schöne Kette, Klamotten ohne Löcher, dann geht das schon” munterte mich eine Freundin auf. So machte ich es.

Neben den guten Worten und der Hilfe meiner Freund*innen hatte ich auch noch euch, das Internet. Es sprach sich rum, dass meine Dienstleistung gut war. Immer öfter kamen Mails, ob man mich von außerhalb besuchen könnte. Nach Bayern konnte ich nun wirklich nicht fahren. Es musste ein Raum her. Den konnte ich mir eigentlich nicht leisten, aber vielleicht würde es auch erstmal ein halber Raum tun. Ich mietete mich bei einem Ehepaar ein, die einen Raum in einem Büro im Steintorviertel gemietet hatten. Unter der Woche boten sie Gesundheitsberatung an, an den Samstagen und Sonntagen konnte ich das Büro nutzen. Ein Firmenschild durfte ich allerdings nicht anbringen, denn die Bürovermieter durften nicht wissen, dass das Ehepaar untervermietete. Offiziell war ich die “Mitarbeiterin”. Wer zur mir zur Beratung in den 2. Stock wollte, wurde von oben aus dem Fenster nach hinauf gewunken. Das Büro war in einem Hinterhaus, man musste ein riesiges Rolltor öffnen, um in den Hinterhof zu gelangen. Das Rolltor klemmte. Regelmäßig hoffte ich Sonntags morgens auf hilfsbereite Passant*innen, die mit mir das Tor bewegten. Es war alles so, wie es auch in Zukunft oft in meiner Selbstständigkeit sein sollte. Ein bisschen wild, ein bisschen kurios, aber es ging weiter. Die Kund*innen blieben. Auch, als ich später in einen ganzen Raum nur für mich umzog. Immernoch Hinterhaus, immernoch 2. OG, aber in meiner Nachbarschaft, ganz mein, mit eigener Ware, sogar mit Öffnungszeiten. 16qm, auf denen schon einiges passierte. Nach und nach mietete ich mehr Räume in der Etage. 2018 war ich endlich raus aus der Insolvenz. Und den Rest kennt ihr ja. 2019 durfte ich dann Mitarbeiter*innen einstellen, das war während der Insolvenz nicht erlaubt. Und hier sitze ich nun. Denke an meine 5 Angestellten mit viel Liebe im Herzen. An unsere 160qm, die ganz so sind, wie es für euch und für uns gemütlich ist. An die vielen herzwärmenden Geschichten, die wir jeden Tag erleben. Und dass sich dafür diese krasse Zeit geloht hat. Im Nachhinein bin ich dankbar. Sogar für die Insolvenz, sie hat mich von Anfang an gelehrt, gut zu planen und die Finanzen im Blick zu haben. Das JobCenter hat mir beigebracht, zu kämpfen und dass ich das kann. Hat mir gezeigt, was alles in mir steckt. Und mal ehrlich – ohne die finanzielle Absicherung aus der Grundsicherung wäre es gar nicht gegangen, auch wenn der Weg teilweise echt steinig war. Was ich zum Abschluss erwähnen möchte: Ich glaube nicht, dass die Menschen, die die Steine in meinen Weg gelegt haben, grundsätzlich schlecht waren. Es ist einfach das System, das sie dazu macht. Dozent*innen, die selbst nicht genug Rückhalt mit ihrer eigenen Selbstständigkeit haben und daher gezwungen sind, einen lustlosen Nebenjob zu machen. Die vielleicht selber den Druck im Nacken haben, ihre Krankenversicherung nicht zahlen zu können. Und Sachbearbeiterin, die Vorgaben bekommen, wie Menschen wegzuverwalten sind, damit am Ende des Monats die Statistik stimmt. Auch wenn wir durch die Arbeit von Organisationen wie Sanktionsfrei und Aktionen wie #IchBinArmutsbetroffen heute schon viel weiter sind als zu meiner Zeit im JobCenter, denke ich, dass da noch viele falsche Vorstellungen über das Leben mit Hartz IV in den Köpfen der Menschen kreisen. Deshalb war es mir ein Anliegen, diese Geschichte zu erzählen. Bei meinem letzten Termin zur Besprechung meiner beruflichen Situation sagte ich dem Sachbearbeiter, dass wir uns vermutlich nicht wiedersehen werden, da ich mich abmelden werde. Er schaute mich an und sagte “Aber Sie haben doch aus dem ALGII-Bezug gegründet. Das schafft ja keiner.” Ich packte meine Sachen, stand auf und sagte: “Offenbar doch.”

Autor:

Ich bin Anne-Luise, Bra-Fitterin aus Leidenschaft. Was 2010 als Hobby bei busenfreundinnen.net angefangen hat, wurde Ende 2012 zu meinem Beruf. Mit meinem Unternehmen BH LOUNGE biete ich persönliche BH-Größenberatung in Hannover. Leider kursieren in Deutschland viele Mythen rund um den BH und das Angebot an passenden Schnitten und Größen ist eher übersichtlich. Das möchte ich gerne ändern.

17 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Nach allem Negativem, was ich in deinem Beitrag gelesen habe, hoffe ich, dass ich nie arbeitslos werde. Aber schön, dass es bei dir geklappt hat. Brauche ich das nächste Mal BHs, kaufe ich wieder bei dir!

  2. Herzlichen Glückwunsch, liebe Anne, zum 10-Jährigen Jubiläum und zu dem Durchhaltevermögen, dass es dir ermöglicht hat, trotz furchtbarerer Umstände deinen Traum zu verwirklichen. Ich wünschte, ich hätte dich schon damals gekannt, um dir bei ein paar Sachen zu helfen. Aber ich freue mich, dass ich dich jetzt schon ein paar Jahre kenne und finde es immer wieder super, wie gut sich unserer Träume, Werte und Vorliebe für schöne, gut passende Kleidung ergänzen.

  3. Huch. Ich fand was ich wusste schon lange klasse, aber wie anders du dich durchkämpfen musstest war mir nicht klar. Ganz großes Kino!
    Jobcenter waren früher schon doof, als sie nicht so hießen, “Sie stellen sich das so einfach vor, dafür muss man intelligent sein”. Ergänzende Sozialhilfe war ebenfalls doof und dass ein Job möglich war, war nicht den Regeln sondern dem eigenen Umfeld zu verdanken. Insofern hab ich eine Ahnung, was das wirklich bedeutete, was du beschreibst.
    Ich wünsche dir sehr, dass dein Weg erfolgreich so bleibt, wie du es möchtest, solange bis du beschließt in Rente zu gehen.

    Danke fürs offene Erzählen.

  4. Danke für diese Transparenz: so wichtig.
    Danke fürs Durchhalten.
    Danke für den Service.
    Von Herzen alles Gute zum Jubiläum!

  5. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum und vielen Dank für das Teilen deiner Geschichte.

  6. Meinen ehrlichen Respekt und herzlichen Glückwunsch! Es macht ordentliche Angst zu lesen, welchen Weg du mit all seinen Hindernissen hast gehen müssen, umso größer ist die Bewunderung für deinen Mut und deine Hartnäckigkeit. Die Welt ist ein Stück schöner geworden mit der BH-Lounge! Wie im Online-Fitting schon erwähnt, finde ich dein Geschäft einzigartig: Die Idee und die ebenso professionelle wie menschliche Umsetzung sind großartig!

  7. Liebe Anne,
    Beim Lesen sind mir Tränen in die Augen geschossen. Du Granate! Du kannst so unfassbar stolz auf dich sein!

    Liebe Grüße aus Hamburg und hoffentlich bis bald
    Alena

  8. Vielen Dank dafür! Ich bewundere dich sehr. ich wusste nicht wie hart dein Weg war. Du kannst so stolz auf dich sein!

    LG
    Susanne

  9. Ich bin so froh, dass du trotz dieser permanenten Schikanen und strukturellen Hürden deinen tollen Laden aufgemacht hast. Ich komm aus Berlin extra nach Hannover, weil die Beratung einfach SO gut ist. Ich wünschte mir, ich hätte schon als Jugendliche gewusst, dass es so etwas wie passende BHs gibt und wie toll es ist, einen BH zu haben der nicht entweder schön oder passend ist. Aber heute gibt es diesen Ort :) DANKE!

  10. Liebe Anne,

    Dein Weg war so steinig und schwierig. Du bist eine Kämpferin, eine tolle Frau, mutig, taff.
    Du lebst für das, was Du tust.
    Danke, dass Du durchgehalten hast. Und danke, dass Du für Menschen wie mich alles gibst.

    Ich wünsche Dir, dass Du auch in Zukunft Erfolg hast, Freude hast und bringst und glücklich bist.

    Herzlichen Glückwunsch zum 10jährigen!
    Catrin

  11. Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum!
    Danke fürs Teilen deiner Geschichte. Einiges davon habe ich selbst erlebt und versuche noch, mich da raus zu kämpfen. Ich bewundere deine Stärke und dein Durchhaltevermögen! Schön dass alles gut ausgegangen ist :-)
    Ich wünsche dir und deinem Team alles Gute

  12. Was für eine Geschichte!

  13. Tolle Geschichte und toll erzählt. Du hast offenbar viele Talente.
    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit deinem Laden !

  14. Hallo,

    meine Güte, das war ja eine heftige Geschichte! Mir ist mehrmals vor lauter Schock die Kinnlade heruntergefallen! Und ich dachte schon, dass meine schlechten Erfahrungen mit dem Jobcenter schlimm wären, aber mit Deinen ist das gar nichts. Echt krass! Ich hatte das Glück und bin sehr schnell hier in Köln zu den Keas gekommen, die haben mich immer unterstützt und durch die habe ich gelernt
    a) gehe niemals alleine zum Jobcenter, NIEMALS! Selbst als ich mit einer Sozialarbeiterin dort war wurde ich von meiner Fallmanagerin aus dem Disabled Management Programm bedroht, klein gemacht und sollte mich ihrem Machtanspruch unterwerfen, ohne dass da ein Sinn dahinter war. Wie kommt so jemand dahin, dass sie mit Behinderten arbeiten darf? Bei Dir die Psychologin …. megakrass. Ich habe durch meine Wohnung auf dem Campus der Psycholog:innen gelernt, dass die meisten das studieren, weil sie denken mit ihrem super Abitur müssen sie auch etwas mit entsprechendem NC studieren oder weil sie sich eigentlich selbst therapieren möchten und nicht Andere. Ich bin dafür, dass da Eignunstests eingeführt werden, z.B. auf mentale Gesundheit bei den Studienbewerbern. Anderes Thema ….
    b) wenn dir das Jobcenter irgendetwas empfiehlt, du etwas unterschreiben sollst oder sonstwie eine Verpflichtung eingehen sollst und auch richtig Druck ausgeübt wird … niemals direkt nachgeben, immer in eine Beratungsstelle damit gehen und prüfen lassen ob das so geht oder nicht.
    c) Rechne damit, dass dich das Jobcenter immer über den Tisch ziehen will, auch wenn der Mitarbeitende nett wirkt.
    d) leider decken die sich oft gegenseitig, wie bei Dir und dann bist Du das Problem und weil man einen Behindertengrad hat wird einem unterstellt man sei ja plemplem und deswegen sowieso schuld, ganz klar, die Behinderten sind immer schuld, weil die Anderen sind ja alle normal nicht? Ich weiß natürlich nicht, ob Du einen Behindertengrad hast und schreibe hier aus meiner eigenen Erfahrung und dem was ich von den Keas mitbekommen habe.

    Du hast übrigens einen Fehler gemacht: Einmal schreibst Du “Grundsicherung”, das gibt es nur beim Sozialamt, nicht beim Jobcenter, auch wenn das im Endeffekt der gleiche Betrag ist. Aber dort wird dir nicht dauernd auf die Füße getreten.

    Ich habe wie Du die Erfahrung gemacht, dass Mitarbeitende von Maßnahmen schlecht qualifiziert sind und dass diese kein bisschen für Studienabbrechende gemacht sind, sondern für Menschen die beim Betreten ihr Gehirn abgeben möchten. Mir wurde als erstes erklärt: Das hier ist ein Computer …. ich habe mich selten so ver…scht gefühlt.
    Ich finde es so bewundernswert, dass Du Dich nicht hast unterkriegen lassen und trotz diesen ganzen krassen Verhaltens Dir gegenüber! So toll! Einen riesigen Applaus für Dich und dass Du Dich nciht hast unterkriegen lassen und auch an alle Dir Dich unterstützt haben, wie auch immer! Supertoll, dass Du die Geschichte mit uns teilst, obwohl das sicher traumatisch war.

    Und niemand muss Angst vor der Arbeitslosigkeit und dem Jobcenter haben. Manchmal ist es besser arbeitslos zu werden als weiter in einem Mobbingbetrieb zu arbeiten oder wo man sich einfach schlecht fühlt, jeden Tag, und sich jeden Tag zwingt überhaupt hinzugehen. Sucht Euch Unterstützung bei den ganzen Vereinen, die es gibt. Man hat als HartzIV oder Bürgergeldempfangender Mensch Anspruch auf Beratungshilfe durch das zuständige Amtsgericht, weil man kein Einkommen hat, bzw. das so gering ist. Das könnt ihr auch nutzen, um das Jocenter im Ernstfall zu verklagen. Das macht erstmal Angst, aber das ist DER vorgesehene Weg, wenn euch jemand falsch behandelt und nach Mahnung nicht damit aufhört oder sogar etwas macht was gar nicht im Gesetzbuch steht. Wenn ihr den nicht gehen wollt, dann akzeptiert man genau dieses Verhalten. Ich finde diesen Gedanken auch schwierig, weil die meisten Menschen eine große Hemmung vor Klagen haben, aber das ist der vorgesehene Weg.

    Entschuldigung, ich habe wieder einen Roman geschrieben…
    Ich finde Du bist ein super Vorbild! Teil Deine Geschichte bitte immer wieder, das ist so wertvoll für Andere. Drücke Dir für alles, was Du noch vorhast, ganz doll die Daumen und ich freue mich sehr, dass ich Deine Geschichte lesen durfte.

    Viele Grüße

  15. Hallo Anna,
    vielen Dank für deinen langen Kommentar. Vielen Dank, dass du nochmal so eindrücklich darauf hingewiesen hast, dass Beratung immer sinnvoll ist. Denn viele Menschen wissen nicht, dass Ihnen das zusteht, ich wusste es damals auch nicht. Daher teile ich dazu noch eine Anlaufstelle hier in Hannover, wo es wirklich gute Beratung gibt: Das ist die ASG e.V. in Linden. Dort gibt es unkompliziert und kostenfrei Hilfe bei Antworten auf Briefe und “Übersetzungshilfe” fürs Amtsdeutsch. Dort kann man sich auch beraten lassen, wenn es evtl. vor Gericht geht.

    Es ist sehr schade, dass du ebenfalls so schlechte Erfahrungen machen musstest. Bei vielen Kommentaren bleibt man sprachlos zurück. Nach Veröffentlichung meiner Geschichte habe ich sehr viele Nachrichten erhalten und ich habe mich sehr gefreut, dass sich auch JobCenter-Sachbearbeiter*innen bei mir gemeldet haben, die es gerne anders machen möchten. Eine Frau hat mir geschrieben, dass sie meine Geschichte ihren Kolleg*innen zeigen wollte, um zu zeigen, wie falsch Dinge laufen können. Und um diese zu ermutigen, immer wieder daran zu denken, dass sie doch alle hier den Menschen weiterhelfen wollen. Das hat mich total berührt und auch gefreut, dass es anscheinend noch Menschen gibt, denen ihre Gegenüber was bedeuten und die diese gern begleiten möchten auf ihrem Weg.

    Ich glaube auch, dass es sehr wichtig ist, dass wir mehr Geschichten von Menschen hören, die auf den ersten Blick nicht mit HartzIV/ALGII verknüpft werden. Deshalb habe ich meine Story aufgeschrieben. Auch weil ich bisher nur ein bisschen auf Twitter und privat über diesen Zusammenhang erzählt hatte. Es kann halt jede*n treffen. Das ist vielen Leuten nicht so klar. Einige hat meine Story zum Nachdenken angeregt, was mich sehr gefreut hat.

  16. Gerade gelesen – ich erinner mich noch gut an deine Anfänge… Die busenfreundinnen dümpeln nur noch – umso schöner zu lesen, was aus deiner Idee geworden ist <3
    Liebe Grüße von "Kaylin"

  17. So eine wahnsinnig faszinierende Erfolgsgeschichte, wie du trotz aller Probleme dran geblieben bist, meinen Respekt.

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